
The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs – Kapitel 1: Das Auge der Sphinx
Krimis, Diebe und Adventures. Diese drei Dinge verpackt der deutsche Entwickler KING Art Games in ihrem neusten Streich. Nach den lustigeren Adventures aus der The Book of Unwritten Tales-Reihe, widmen sich die Entwickler mit The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs den etwas ernsteren Themen zu. Das Point & Click-Adventure erscheint in drei Teilen bzw. Kapiteln. Mit dem Erwerb des Spiels erhält man einen Season-Pass, der alle drei Kapitel enthält.
Eine kleine Vorgeschichte
Europa in den 1960er Jahren: Ein Dieb namens „Der Rabe“ hält das damalige Europa in Atem. Nach jedem Raub ließ er eine Feder am Tatort zurück. Seit mehr als 15 Jahren hielt er die Polizei in allen möglichen Ländern zum Narren. Niemand wusste wer der maskierte Meister-Dieb war, doch es gab einen jungen Ermittler, der ihm ziemlich dicht auf den Fersen war. Eines Tages machte der Rabe einen Fehler, während er das Museum in Paris ausrauben wollte. Nicolas Legrand, so der Name des Inspektors, erwischte den Raben auf frischer Tat und verfolgte ihn über die Dächer der französischen Hauptstadt. Mit einem Schuss fiel der Rabe vom Himmel. Legrand wurde berühmt und wurde zum bekanntesten Ermittler von Interpol. Doch ist der Rabe wirklich tot? Gibt es einen Nachahmer?
Kapitel 1: Das Auge der Sphinx
The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs beginnt mit einem kleinen Intro, das uns auf das Spiel vorbereitet. Die Geschichte setzt vier Jahre nach den Ereignissen in Paris an. Im Jahre 1964 wurde ein uralter Rubin, eines der beiden legendären „Augen der Sphinx“, aus dem Britischen Museum gestohlen. Erneut findet man am Tatort eine Rabenfeder. Doch wie ist das möglich?
Der Orientexpress
Nachdem das Spiel startet, befinden wir uns im bekannten Orientexpress wieder. Wir schlüpfen in die Rolle des Charakters Anton Jakob Zellner, ein Wachtmeister aus der Schweiz. Wir werden das gesamte erste Kapitel in seiner Haut stecken. Anton ist ein alter und ruhiger Mann, der sich kurz vor seinem Ruhestand befindet und ein Faible für Kriminalromane hat. Im Zug trifft der Wachtmeister auf den Inspector Legrand. Schnell merkt Anton, dass hier irgendwas in der Luft liegt. Er findet heraus, dass sich das zweite „Auge der Sphinx“ im Zug befindet. Der hartnäckige Anton überredet Legrand, dass er Augen und Ohren aufhält um den Rubin zu beschützen. Im Orientexpress befinden sich viele bekannte Personen. Darunter der Professor des Britischen Museums, die Krimi-Autorin Lady Westmancott, dessen Bücher der Wachtmeister liebt, und eine Baronin samt ihrem Butler.
Auf in das Abenteuer
Wie erwähnt, ist The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs ein Point & Click-Adventure. Die Steuerung geht im wahrsten Sinne des Wortes locker von der Hand. Wir klicken uns wie gewohnt durch die einzelnen Szenen – immer auf der Suche nach nützlichen oder interessanten Gegenständen. Die erste Hälfte des ersten Kapitels spielt im Orientexpress. Hier werden wir mit einigen Rätseln und Aufgaben konfrontiert. Nachdem wir erst einmal mit allen Charakteren ins Gespräch gekommen sind, merken wir, dass irgendwie jeder ein Problem hat. Natürlich sind wir Wachtmeister und lösen diese kleineren Fälle. So haben wir z.B. einen diebischen Geigenspieler aus der Schweiz in unseren Abteil, der die Brieftasche der Baronin eingesackt hat. Ich möchte hier nicht zuviel von der gesamten Story vorwegnehmen. Deshalb beschränke ich mich auf die kleineren und optionalen Rätsel. Richtig gelesen. Einige davon sind optional.
Als erstes hätten wir die Hauptstory, die sich um den zweiten Rubin dreht. Dann gibt es die kleineren Aufgaben, die am Ende des Kapitels in unsere Wertung einfließen und wir ein dementsprechendes Achivement freischalten können. Während wir die Aufgaben lösen und Gegenstände richtig kombinieren, erhalten wir sogenannte „Adventure-Points“, diese können wir ausgeben, wenn wir zum Beispiel nicht mehr weiter kommen. Hiermit lassen sich Hotspots anzeigen oder eine Hilfe zu den Rätseln einschalten. Allerdings fließen diese Aktionen auch in unsere Endbewertung ein. Das ist ganz gut, da wir unsere Spürnasen richtig einsetzen müssen. So kommen wir uns fast vor wie ein richtiger Detektiv.
Die Rätsel im Spiel sind allerdings sehr einfach gehalten. Fast schon zu einfach. Richtige Kopfnüsse blieben bislang aus. Das liegt vermutlich daran, dass das Adventure ein wenig realer ist. So können wir unser Inventar bzw. unsere Taschen nicht mit großen Gegenständen füllen, wie man es aus anderen Adventures kennt. So benötigen wir in einer Szene einen Feuerlöscher. Diesen hält Anton die ganze Zeit in der Hand, bis wir das Rätsel gelöst haben. Dennoch wirkt The Raven dadurch mehr wie ein interaktiver Krimi, wo wir fast nur zuschauen oder uns unterhalten. Allerdings sind die Rätsel dafür sehr logisch gestaltet.
In der zweiten Hälfte des Spiels, wird die Geschichte auf einem Kreuzfahrtschiff fortgesetzt. Hier sind die Rätsel auch nicht schwerer, dafür sind aber zwei Rätsel in Minispielen verpackt. So müssen wir einmal eine Tür mit einem Draht knacken und ihn in die richtige Position biegen, damit die Tür aufgeht und einmal eine Art Curling-Spiel auf dem Schiff gewinnen.
Jeder hat ein Geheimnis
Der Rabe treibt immer noch sein Unwesen, obwohl er eigentlich tot sein sollte. Doch wer ist er? Ist es eine Person, die mit uns auf die Reise geht? Das gilt es herauszufinden. Fast alle Charaktere haben ein Geheimnis oder irgendwelche andere Gebrechen, die wir im Laufe des Spiels herausfinden. So dürfen wir das gesamte Kapitel über spekulieren und die Personen verdächtigen. Das macht wirklich viel Spaß. Vor allem, weil die Story eine richtige Wendung erhält, mit der ich selbst nicht gerechnet hatte. Sollte man einmal den Überblick verlieren, dann dürfen wir einen Blick in unser Notizbuch werfen. Hier werden noch mal alle wichtigen Punkte und Daten aufgelistet. Auch die Geschichte und Geheimnisse der Charaktere.
Auch auf dem Kreuzfahrtschiff lernen wir neue Personen kennen und die Story nimmt ihren Lauf. Nach einigen wichtigen Ereignissen werden einige der Charaktere noch zwielichtiger. Hier hat haben die Entwickler von KING Art echt gute Arbeit geleistet. Die Charaktere sind wirklich glaubwürdig und die Rolle des Wachtmeisters ebenfalls. Es macht Spaß in seiner Haut zu ermitteln.
Die dritte Dimension
The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs präsentiert sich in dritten Dimension. Die Grafik ist soweit ganz hübsch, allerdings gibt es kleinere Makel. Wer auf einem großen Monitor spielt der wird schnell feststellen, dass es absolut keine Kantenglättung gibt. Hier gibt es deutliche Treppchenbildung, die nicht sehr schön anzusehen sind. Die Grafikeinstellungen beschränken sich nur auf „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“. Dafür gibt es kleiner Details, die deutlich herausstechen, wie z.B. einige Reflektionen im Glas, wenn wir uns auf dem Schiff befinden.
Negativ sind die Animationen während der Gespräche. Die Charaktere unterhalten sich ein wenig Stocksteif. Hier fehlt es deutlich an Mimik. Teilweise stehen sie sich einfach Gegenüber und bewegen nur ihre Münder und ein wenig den Kopf. Die Arme oder der Körper dagegen nur sehr wenig. Das wirkt steril. Auch die Charaktere im Hintergrund interagieren einfach zu wenig. Teilweise wiederholen sich die Animationen etwas zu schnell.
Hier spielt die Musik
Was einem beim Start von The Raven auffällt, ist die stimmige und orchestrale Musik. Hier hat man sich ordentlich Mühe gegeben. Der Soundtrack ist absolut stimmig und passt zum Stil der 60er Jahre. Die Lieder werden absolut nicht langweilig und passen sich auch den Situationen an. Das treibt die Spannung in die Höhe.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Adventures ist die Synchronisation. Für die deutsche Vertonung des Spiel haben sich KING Art erfahrene Sprecher an Bord geholt. Zu hören sind zum Beispiel Frank Glaubrecht (Al Pacino, Kevin Coster), Stephan Schwartz (Andy Garcia, Joseph Fiennes), Ronald Nitschke (Tommy Lee Jones), Jürgen Kluckert (Morgan Freeman, Chuck Norris) und Peter Gröger (The Book of Unwritten Tales). Man merkt und hört es deutlich, dass hier Profis am Werk waren. Die Synchronisation ist absolut gut gelungen.
Wer möchte, der darf das Spiel auch gerne mit der englischen Sprachausgabe spielen. In den Optionen des Spiels befindet sich ein entsprechender Eintrag, mit dem sich die Sprache ändern lässt.
Ende gut….
Mit The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs haben KING Art Games ein spannendes Adventure geschaffen. Das erste Kapitel konnte voll und ganz überzeugen. Die Story des Spiel ist bisher sehr spannend und nach dem Ende des ersten Kapitels kann man es kaum noch erwarten bis es endlich weitergeht – Cliffhanger sei dank. Die Rätsel können ein wenig schwerer sein, und auch die Animationen etwas besser, aber es folgen ja noch zwei Kapitel. Für nicht einmal 25 Euro erhält man das gesamte Spiel, mit all seinen Kapiteln, sobald diese erscheinen. Die Spielzeit für das erste Kapitel beträgt etwa vier bis sechs Stunden – je nach Spielweise. Sollten die anderen Kapitel ebenfalls eine solche Spielzeit haben, dann bekommt man wirklich viel Adventure für wenig Geld.
Vorsicht, das Video könnte Spoiler enthalten:
Titel: The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs
Genre: Point & Click-Adventure
Plattform: PC
Entwickler: KING Art Games
Publisher: Nordic Games
Website: http://raven-game.com/
Release (Digital):
Kapitel 1 (Das Auge der Sphinx 23. Juli 2013)
Kapitel 2 (Wiege der Täuschung, 27. August 2013)
Kapitel 3 (Mörder und Raben, 24. September 2013)
Release (Handel, Komplett):