Review / Preview

Mittelerde: Mordors Schatten – Review

Stellt euch vor, Assassin’s Creed und die Batman: Arkham-Reihe würden in Mittelerde ein Kind zeugen. Heraus käme Mittelerde – Mordors Schatten. Klingt als ob die Entwickler keine Ideen gehabt hätten? Weit gefehlt.

Sterben ist für Anfänger

Bevor wir uns mit dem Kernelement dieses Spiels, dem Gameplay beschäftigen, erst einmal kurz zur Story. Ihr spielt Talion, einen Waldläufer des Schwarzen Tors. Die Geschichte ist irgendwo zwischen dem Hobbit und der Herr der Ringe-Trilogie angesiedelt. Dementsprechend ist Sauron noch nicht nach Mordor zurückgekehrt. Bis jetzt.

Denn es fängt damit an, dass Orks beziehungsweise Uruk-Hai das Schwarze Tor überrennen und alle töten – inklusive Talions Familie und Talion selbst. Da das Spiel aber schnell ansonsten vorbei wäre, wird wiedergeboren – mehr oder weniger. Denn auf ihm lastet fortan ein Fluch, was ihn mit dem elbischen Geist verbindet, der fortan Talions Körper mit ihm teilt. Nun gibt es für die beiden Seelen in dieser einen Brust nur noch zwei Dinge: Rache und den Fluch loszuwerden.

Durch diese Symbiose der beiden ruhelosen Geister erklärt der Entwickler Monolith auf recht schnelle und einfache Art, warum euer Charakter nicht sterben kann. Es gibt eben auch in Mittelerde den Tod. Da aber ein Permadeath in heutiger Zeit fast sämtliche Spieler abschreckt, finde ich die Erklärung für den Respawn in Mordors Schatten sehr gelungen. Netter Nebeneffekt: Orks, die euch getötet haben, beschweren sich, dass ihr nicht sterbt, oder wundern sich über euer erneutes Erscheinen.

Du schon wieder?

Das führt auch schon zum Kernelement des Gameplays (von der Story gibt es nicht wirklich mehr zu berichten, ehrlich): Das Nemesis-System. Das so viel beworbene Nemesis-System klingt unfassbar cool und genau so fühlt es sich auch an. Mordor ist von zahlreichen Hauptmännern und ein paar Häuptlingen bevölkert (nicht nur, versteht sich). Diese sind nicht nur stärker als normale Handlanger-Orks, sondern haben auch eine eigene Persönlichkeit und tragen Machtkämpfe aus.

Sie bewegen sich fast genau so frei wie ihr durch Mordor und tauchen meistens im ungünstigsten Moment auf und stören euch bei eurer Mission. Je nachdem, wie der Kampf zwischen euch und dem Hauptmann ausgeht, verhält er sich künftig anders euch gegenüber. Er erinnert sich zum Beispiel daran, dass ihr das letzte Mal weggerannt seid, hat eine Metallplatte im Gesicht, weil ihr ihm einen Pfeil in den Kopf gejagt habt, oder fürchtet euch vielleicht sogar.

Wenn euch einer der Orks tötet, dann wird er als euere Nemesis markiert. Das klingt nicht nur nach einem ständigen Kampf zwischen euch und diesem Ork, das ist es auch. Ich habe zum Beispiel meinen „Lieblingsfeind“ durch ganz Mordor gejagt und ihm jede seiner Aufgaben vermiest. Ich konnte ihn wirklich nicht leiden. Bis ich ihn schließlich getötet hatte, nur um ihm dann wieder zu begegnen. Dieser Kampf ging wohl in die Geschichte von Mordor ein… zumindest in meine. Denn die Hauptmänner werden zufällig generiert – genau wie ihre Namen, Stärken und Schwächen.

Ihr werdet also immer andere Orks gegen euch haben, als jeder andere Spieler. Und falls euch übrigens ein normaler Ork töten sollte, so steigt er zum Hauptmann auf. So könnt ihr euch eure Orkhauptmänner fast schon züchten.

Er gehört zu mir

Apropos eure Hauptmänner: Euer Elbenfreund hat bereits zu Beginn die Fähigkeit Informationen zu sammeln, indem er die Gedanken eurer Feinde liest. Praktisch, aber es wird noch besser. Im Laufe des Spiels wird diese Kraft immer mächtiger und schließlich könnt ihr Orks sogar beherrschen und so einen eigenen Bürgerkrieg in Mordor anzetteln.

Ihr sammelt so verborgen Truppen unter den Orks und zieht Hauptmänner und Häuptlinge auf eure Seite. Dann lasst ihr sie aufeinander los und könnt so entweder einen verhassten Hauptmann töten (oder wenigstens verwunden) oder für eine kleine Ablenkung sorgen. Außerdem kämpft es sich viel besser mit einer kleinen Armee an seiner Seite.

Schleichen, Springen, Schlagen

So kämpft ihr euch also durch Mordor, immer auf der Suche nach Rache, und erledigt nebenbei kleinere Missionen. Diese sind recht vielfältig. Ihr könnt das Machtgefüge in Mordor beeinflussen, indem ihr zum Beispiel einen Überfall von einem Hauptmann auf einen anderen durch euer Einmischen zu Gunsten eines der beiden Streithähne verändert. Ihr könnt auch die Orks auf der Jagd stören, eine Hinrichtung unterbinden (oder vollziehen) und noch viel mehr.

Daneben gibt es noch Waffenmissionen, mit denen ihr eure drei Waffen (Schwert, Bogen, Dolch) zu noch mehr Kraft verhelft. Dann müsst ihr zum Beispiel in eine Festung eindringen und 10 Feinde töten, ohne gesehen zu werden, oder innerhalb kürzester Zeit 30 Feinde mit dem Bogen erschießen. Natürlich gibt es auch Story-Missionen, bei denen ihr mehr über euren elbischen Mitbewohner erfahrt, versucht an die Hintermänner hinter den Häuptlingen ran zu kommen oder Gollum trefft.

Falls euch das alles irgendwann mal langweilig werden sollte, dann könnt ihr immer noch das sehr große Mordor erkunden, Orks einfach so abschlachten, Sklaven befreien, Hauptmänner jagen, von Dach zu Dach springen und, und, und. Es gibt also fast keine Grenzen in Mordor.

Dabei erinnert vieles an die beiden Spiele-Reihen Assassin’s Creed und Batman: Arkham. Wie in Assassin’s Creed klettert Talion sehr behänden an Wänden hoch, ermordet heimlich Orks von hinten, oben oder unten und läuft über Wiesen und Dächer wie ein Parcour-Meister persönlich. Der Kampf hingegen erinnert sehr an die Batman-Spiele. Mit nur einem Knopf könnt ihr angreifen und eine Attacke fließt behände in die nächste. Wenn die Orks doch mal zum Schlag kommen sollten, könnt ihr die Angriffe mit einem Tastendruck parieren und weiterschnetzeln.

Allerdings ist Talion nicht ganz so zimperlich mit seinen Feinden wie Batman und auch noch brutaler als die Animus-Abbilder. Blut spritzt regelmäßig und immer wieder fliegt das ein oder andere Körperteil durchs Bild – am liebsten der Kopf. Falls euer Elbengeist es mal mit seiner Gedankenkraft übertreibt, platzt auch immer wieder gerne ein Orkhaupt. Brutal, ja. Aber wenn ihr wie ich manchmal auf so einen Scheiß steht, ein großer Spaß und vor allem eine immense Befriedigung, wenn ihr die Orks niedermäht.

Versteckte Mittelerde-Nerds

Bleibt noch eins zur Welt an sich zu sagen. An und für sich ist Mittelerde: Mordors Schatten wohl kein Spiel, das Tolkien so geschrieben hätte. Ihm ging es immer mehr um Freundschaft, Abenteuer und den Kampf für das Gute. Ein von Rache getriebener Waldläufer passt eigentlich nicht so wirklich in diese Vision.

Nichtsdestotrotz haben die Erben von Tolkien dem Spiel grünes Licht gegeben. Grund hierfür ist vermutlich nicht die relativ simpel gestrickte Story und der rachesüchtige Talion, sondern vielmehr das Drumherum. Die Entwickler von Monolith kennen Mittelerde und alles was Tolkien hier geschaffen hat. Ja, wirklich alles. Denn die Welt steckt oft im Versteckten so voll mit liebevoll platzierten Details vor allem aus dem Silmarillion, dass Mittelerde-Nerds zwar einerseits aufschreien, andererseits aber diese Liebe nur gutheißen können.

Denn hier waren ebenfalls Nerds am Werk, die sich nicht nur intensiv mit Mittelerde und ganz speziell Mordor beschäftigt, sondern die Luft dort geatmet haben.

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Fazit

Ihr mochtet Assassin’s Creed und die Arkham-Reihe? Noch dazu mögt ihr Herr der Ringe und die Welt Mittelerde? Dann ist Mordors Schatten definitiv etwas für euch und ihr werdet es lieben viele Stunden in Mordor zu verbringen. Die Story wird zwar keinen Preis gewinnen, aber es macht unfassbar viel Spaß, sich durch die Orkhorden zu mähen. Außerdem sah Mittelerde grafisch noch nie so gut aus. Mittelerde: Mordors Schatten ist mein Geheimtipp in diesem Jahr. Vor allem das Nemesis-System erhöht den Spielspaß enorm und bringt frischen Wind in das Genre.

Falls ihr übrigens wissen wollt, wie Urfael, das Schwert von Talion, tickt, dann schaut bei den NonPlayableCharacters vorbei. Denn die haben die Waffe zum Interview gebeten.

Titel: Mittelerde: Mordors Schatten

Genre: Action, Abenteuer

Entwickler: Monolith Productions, Inc.

Publisher: WB Games

Empfehlung: USK 16

Plattform: PC / PlayStation 4/ Xbox One / PlayStation 3 (20. November) / Xbox 360 (20. November)

Release: 02. Oktober 2014

Silver Award

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