Review / Preview

Das Schwarze Auge: Blackguards – Review

Mit Blackguards geht Daedalic Entertainment neue Wege – in zweierlei Hinsicht. Erstmals versucht sich der Hamburger Entwickler und Publisher an einem rundenbasierten Strategietitel, der auf der Lizenz des „Schwarzen Auges“ basiert. Ebenso neu war der Gang über das Early-Access-Programm via Steam, wo man den Titel in einem frühen Stadium kaufen konnte, um das eigene Feedback in die Entwicklung des Titels einfließen zu lassen. Am Ende konnte das Spiel sogar ein paar Tage früher veröffentlicht und um neue Features bereichert werden. Ob Daedalic auch abseits der Point & Click-Adventures ein gutes Händchen hat, könnt ihr in folgendem Test lesen.

Der mit dem Wolf tanzt

Die Geschichte von Blackgaurds dreht sich um den namenlosen Helden, in dessen Rolle wir schlüpfen. Wir sind der Abkömmling einer reichen Neethaner Händlerfamilie und lebten bislang ein unbekümmertes Leben – bis zu jenem Tage, als die Grafentochter Elanor ermordet wurde. Zu Beginn des Spiels wird sie von einer wilden Bestie regelrecht zerfleischt. Zufällig sehen wir das Ereignis und töten den bösen Wolf. Doch einen Augenblick später kommen die Gardisten und sehen uns neben der Leiche von Elanor stehen. Schon werden wir beschuldigt, die Grafentochter getötet zu haben und landen im Gefängnis, wo wir nicht nur über den Mord verhört, sondern auch gefoltert werden.

Hier beginnt das eigentliche Spiel und eine etwas längere Einführung in das Gameplay, die uns einige Zeit begleiten wird. So besteht unsere erste Aufgabe darin, aus dem Gefängnis zu fliehen. Zu unserem Glück lernen wir auch die ersten Mitstreiter und Weggefährten kennen, die uns dabei helfen, aus den Kerkern zu entkommen. Die Geschichte wird in Form von Zwischensequenzen erzählt, die nach den Kämpfen eingespielt werden. Sie entfaltet sich zwar erst nach dem ersten Kapitel, aber Daedalic hat schon immer gewusst, wie man gute Geschichten schreibt. Selbst unsere Weggefährten haben ihre eigene kleine Geschichte, die nicht immer durchschaubar ist. Nichts ist, wie es scheint.

Wie sehe ich aus?

Blackguards beinhaltet einen kleinen Charaktereditor, mit dem wir unseren namenlosen Helden gestalten können. Klein deshalb, weil die Individualisierung des Charakters sehr überschaubar gehalten ist. Wir dürfen wählen, ob wir lieber ein Männlein oder ein Weiblein durch die Geschichte steuern möchten. Das Aussehen begrenzt sich auf einer Handvoll vorgefertigten Gesichter sowie drei Klassen Jäger, Magier und Krieger.

Wer mit den Regeln des „Schwarzen Auges“ vertraut ist, der darf ein wenig ins Eingemachte gehen, da man sich zuvor entscheiden kann, ob man lieber den einfachen Editor benutzen möchte, der vorgefertigte Talente und Attribute für den Charakter bereithält, oder ob man im Expertenmodus seine Talente und Attribute selbst verteilen möchte. Dieser Modus sollte viele Fans des Pen & Paper-Spiels ansprechen, ist aber auch dementsprechend unübersichtlich, wenn man neu auf dem Gebiet ist. Schuld daran sind die unübersichtlichen Talentbäume, die uns auch durch das eigentliche Spiel begleiten. Dafür basiert alles auf dem Regelwerk des „Schwarzen Auges“.

Zug um Zug

Wir bewegen unsere Helden über eine Landkarte von Aventurien und klicken uns im wahrsten Sinne des Wortes von einem Punkt zum anderen. Blackguards ist also kein offenes Spiel, sondern recht linear gehalten. Zwar kann man sich entscheiden, zu welchem Punkt man nun reisen möchte, aber die Freiheiten sind doch sehr begrenzt. Das ganze zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Erst wird gekämpft und dann wird eine Story-Sequenz eingeblendet, in der wir uns mit den Mitstreitern unterhalten können. Leider haben die ausgewählten Antworten oder Aktionen kaum Einfluss auf den Verlauf der Geschichte.

Die Städte lassen sich ebenfalls nicht frei Erkunden. Bei einem Besuch erwartet uns eine vorgefertigte Kulisse, in der die Einwohner in wiederholenden Animationen ihrer Arbeit nachgehen. Wir können uns in den Städten Quests abholen, einen Schmied besuchen oder einfach übernachten.

Das Herzstück von Blackguards sind jedoch die rundenbasierten Kämpfe. Ausgetragen werden diese in Arenen bzw. Szenarien, die mit klassischen Hexfeldern ausgestattet sind. Die Arenen sind durchweg abwechslungsreich gestaltet. Im gesamten Spiel gibt es mehr als 180 Stück, die wir mit unseren Helden bereisen. Zudem beinhalten sie einige Extras, mit denen wir unseren Widersachern einheizen können.

Bei diesen Extras handelt es sich um verschiedene Interaktionen mit der Umgebung. Das geht von Fallen die man auslösen kann, über Kisten zum Umwerfen, um eine Blockade oder Deckung zu errichten, bis hin zu Gegenständen wie Kronleuchter oder Stalaktiten, die zum Herabfallen gebracht werden können. Diese interaktive Umgebung wird allerdings auch von den Gegnern benutzt, wobei diese sich nicht immer sehr Intelligent verhalten und manchmal auf den brennenden Überresten einer angezündeten Kiste stehen bleiben.

Die Kämpfe sind besonders taktisch und fordernd. Sollte mal etwas schief laufen, so kann man den begonnenen Kampf direkt von vorne beginnen. Diese Option ist mit keinem negativen Effekt versehen und hilft besonders Neulingen. Ein Speichern während der Kämpfe ist nicht möglich. Hinzu kann man zu jedem Zeitpunkt den Schwierigkeitsgrad ändern. Zur Auswahl steht „Leicht“, „Normal“ und „Schwer“. Es gibt allerdings Situationen, die nach dem „Trial and Error“-Prinzip ablaufen. Vor allem dann, wenn man sich durch das unübersichtliche Talentsystem die falschen Talente ausgewählt hat.

Punkten kann jedenfalls die Steuerung innerhalb der Begegnungen. Man klickt einfach mit der Maustaste auf einen Charakter und es öffnet sich ein Rad-Menü, wo wir die gewünschten Aktionen auswählen dürfen. Es gibt dadurch keine unübersichtliche Leiste am unteren Rand des Bildschirmes und man hat dadurch alles besser im Blick. Trotzdem ist es nicht immer eindeutig, welcher Charaktere gerade am Zug ist.

Düstere Reise

Die Atmosphäre des Spiels ist eher düster gehalten, was aber nicht bedeutet, dass man nur graue und dunkle Gebiete vorfindet. Trotz der düsteren Atmosphäre bekommen wir abwechslungsreiche Kampfgebiete präsentiert. Leider sind diese ein wenig Detailarm. Die Umgebungen sind zwar schön gestaltet, doch beeindrucken können diese nicht. Ein wenig Bewegung im Hintergrund wäre an dieser Stelle nicht schlecht gewesen. Mangelnde Animationen findet man auch in den kleinen Zwischensequenzen, da die Mundanimationen meistens nur angedeutet sind. Sie überzeugen nicht wirklich als Darstellung von Charakteren, die sich unterhalten, da die Münder einfach nur auf und zu gehen und keine Buchstaben formen. Hier hätte ein wenig mehr Mimik gut getan.

Auch bei der Soundkulisse schwächelt Blackguards ein wenig. Der Soundtrack ist zwar sehr atmosphärisch, wiederholt sich aber im Laufe des Spiels schnell. Ein weiterer Wiederholungstäter sind die deutschen Synchronstimmen. Während die Stimmen der Begleiter sehr passend sind, scheinen die Stimmen der feindlichen Charaktere sehr oberflächlich und auch unpassend. So erwartet man keinen Zwerg mit einer hohen Stimme. Bei der englischen Stimmenausgabe sind keine dieser Flüchtigkeitsfehler aufgefallen.

Die Vielfalt der Gegner kann überzeugen. Es gibt normale Menschen, Wölfe, Spinnen oder gar Zombies und andere mystische Wesen, gegen die wir auf unserer Reise antreten. Einzig die Portrait-Bilder der Gegner wiederholen sich. Das Design bei den Wesen ist ebenfalls gut gelungen und lässt eine fantastische Stimmung zu.

Fazit:

Blackguards bereitet uns gemischte Gefühle. Einerseits sind die Story und die Atmosphäre sehr gelungen. Andererseits fühlt sich die Reise durch Aventurien sehr gezwungen an, da man von einem Kampf in den nächsten zieht. Immerhin bietet der Titel fünf Kapitel und eine Spielzeit von etwa 50 – 60 Stunden und das macht es deutlich schwerer, dass man genug Motivation aufbringen kann, um die Reise für längere Zeit anzutreten. Es fehlt deutlich an Abwechslung.

Das unübersichtliche Talentsystem legt Neulingen Steine in den Weg. Veteranen, die sich mit den Regeln des Pen & Paper Rollenspiels auskennen, sollten weniger Probleme haben, sich besser zurecht zu finden. Ebenso die schwachen Animationen in den Zwischensequenzen sowie die marginalen Auswirkungen der Entscheidungen, während der Gespräche, drücken den Gesamteindruck nach unten.

Trotz der Makel ist Blackguards ein gelungenes Erstlingswerk in diesem Genre von Daedalic Entertainment.

Titel: Das Schwarze Auge: Blackguards

Genre: Rundenstrategie

Plattform: PC

Entwickler: Daedalic Entertainment

Publisher: Daedalic Entertainment / http://www.daedalic.de/

Empfehlung: USK 12

Release: 24. Januar 2014

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